Antikes Handwerk und Leben im Rheinland zwischen 100 BC und 100 AC
Antikes Handwerk und  Leben im Rheinland zwischen 100 BC und 100 AC

Eine Schnitzbank zu bauen reizte mich schon lange.

 

Der Wunsch meines Nachbarn nach mehr Licht in seinem Garten gab den Startschuß.

 

Der Weidenstamm, der weichen mußte, passt als leichtes Möbelbauholz ins freie Germanien der Eisenzeit und ich hatte so sehr zufällig die Chance, ohne Geld in die Hand nehmen zu müssen, eine Schnitzbank aus dem rohen Stamm arbeiten zu können.

 

Schnitzbänke sind ein ursprüngliches bäuerliches Handwerksgerät, das vereinzelt noch heute auf Bauernhöfen, überwiegend aber im Hobbybereich (Schnitzen, Bogenbau) immer noch eingesetzt wird.

Ursprünglich wurde eine Schnitzbank gebraucht, um Holz zu glätten und zuzurichten (Werkzeug- u. Waffenstiele, Böttcherei, Stellmacherei, Dachschindeln, aber auch Kienspäne zum Feuermachen).

Archäologisch gibt es keine Schnitzbank, die aus der Zeit um das Jahr 0 erhalten ist. Darstellungen dieses einfachen Bauerngeräts gibt es ebenfalls kaum. In Metz (F) soll eine Abbildung auf einem römischen Relief des 2.Jh. existieren.

 

Schnitzbänke wurden meist selbst gebaut und dabei folgt Design der Funktion. Jede Bank sieht ein bischen anders aus.

Grundsätzlich gibt es zwei Typen:

Angelsächsisch mit einem Druckarm, der aus zwei Flügeln jeweils rechts und links der Bank besteht; Deutsch mit einem einarmigen zentralen Druckarm.

Soweit ich es feststellen konnte, ist der angelsächsische Typ älter, der deutsche stammt aus dem späten Mittelalter.

 

Als Vorlage für meine Arbeit habe ich die Anleitung von Mike Abbott aus "Grünholz" und die Schnitzbankrekonstruktion aus dem Jahr 1000, die tradierwerk.de 2002 für das Haus der bayerischen Geschichte in Augsburg gebaut hat, genommen.

Ziel war, modernes Werkzeug nur da einzusetzen, wo Sicherheit an erster Stelle stand oder die geringe Menge brauchbaren Holzes keinen Fehlschlag mit dem Beil zuließ.

Ansonsten waren nur Axt, Beil, Zugmesser und ein selbstgebauter Holzhammer zugelassen. Löffelbohrer habe ich, da ich keine besitze, durch moderne Flachfräs-Bohrer ersetzt. Deren Schnitzbild und Arbeitsweise ist dem Löffelbohrer ähnlich.

Der Holzhammer war einfach. In ein 30cm langes Stück Kirschholz, 15cm Durchmesser, in der Mitte ein ca. 30mm großes Loch fräsen. Einen etwa 1m langen Haselnußstab säubern und etwas zuschneiden, ins Loch des Hammerkopfes einschlagen, fertig!



Nach dem Fällen des Baumes war das untere Ende des Weidenstamms auf einer Länge von 1,5m soweit gerade, astarm und durchgehen mindestens einen Durchmesser von 25cm stark. Damit konnte es gut als Bankbasis dienen. Gegen einen anderen Baum widergelagert, habe ich eine Axt mit dem Holzhammer in die Mitte der Stirnseite eingeschlagen (der Hammer funktioniert wirklich) und dann mit einem Beil als Keil den entstehenden Riß vorsichtig Stück für Stück geweitet und so den Stamm gerade geteilt. Die Hälfte für die Bank habe ich dann nochmals genauso in der Mitte geteilt, so daß eine einigermaßen gerade, durchgehen etwa 5cm starke Bohle entstanden ist.

Diese habe ich mit dem Beil grob zugerichtet (die Bohle schräg stellen hilft), dann mit dem Zugmesser weiter geglättet und abschließend mit Sand und einem Stück Kuhfell abgeschmirgelt. Die Bohle ist nicht kerzengerade, aber frei von Splittern und Kanten.

Das größte Problem war die natürliche Wachstumsrichtung des Baumes. Diese wachsen in einer Drehbewegung, so das man beim Zurichten unterschiedlich viel Material an den einzelnen Ecken der Bank wegnehmen muß. Das muss mit gebotener Vorsicht geschehen, um nicht mit dem Faserverlauf zuviel abzuspalten und so die Bohle zu ruinieren.

Anschließend folgten die Bohrungen für die vier Beine der Bank: 15cm vom Ende der Bohle und jeweils 5cm vom Rand entfernt leicht schräg nach außen. Vier gerade Haselnussstiele auf 50cm ablängen und die oberen vier Zentimeter mit der Axt auf einen 30mm starken Zapfen runter schnitzen, schon war die Basisbank fertig. Ich gebe zu, ich habe mit den Beinen verschiedene Positionen ausprobieren müssen, bis die Bank gerade stand, aber es funktuioniert. Da jedes Bein so nur in ein spezielles Bankloch passt, das dann zum gewünschten Ergebnis führt, ist dezentes Markieren für einen schnellen Ab-und Aufbau unerlässlich.

Aus einem geraden Weidenast, 75cm lang und 9cm im Durchmesser, wie der Stamm mit Axt und Hammer in der Mitte gespalten, zugerichtet und mit drei Bohrungen versehen, entstanden die Seitenarme des Druckarms.
Die Bohrungen erfolgten unmittelbar nach dem Spalten durch den gesamten (!) Ast, so sind die Löcher in der Flucht. Die Bohrungen für die obere und untere Querstange, 32mm stark, liegen 7cm vom jeweiligen Astende entfernt. Die mittleren Aufnahmen für die Drehbolzen, 20mm stark, liegen 32cm vom oberen Astende entfernt (genaue Höhe vorher ausprobieren, damit der Druckarm nicht auf dem Boden schleift). Die obere und untere Querstange wurde aus einem Haselnußast mit den Maßen 60 x 6 und 40 x 9 (in cm, Länge x Durchmesser) gefertigt. Während die Ende jeweils auf 32mm heruntergeschnitzt wurden, blieb die Astmitte in der Breite der Bank + 2cm unverändert, so das der fertige Druckarm etwas Spiel zur Bank hat und die Seitenarme sich nicht nach innen verschieben können. Um eine Bewegung nach außen zu verhindern, wird an jedem Stangenende ein Holzdübel eingebracht. Dazu braucht es oben einen Überstand der Querstange über den Seitenarm von etwa 3cm, unten muß für die Füße etwas mehr Platz sein, hier ca. 15cm.

Im nächsten Schritt habe ich den Druckarm provisorisch an der Bank befestigt, um über meine Arbeitshaltung und Sitzposition die genaue Lage der Drehlager zu bestimmen. Dort habe ich dann zwei Bohrungen á 20mm etwa 8 cm tief in die Bank eingebracht. Zwei etwa 20 cm lange Bolzen halten hier nun den Arm und ermöglichen eine stabile Drehbewegung.

Damit bin ich auf der Schlußgeraden angekommen. Das letzte, das an der Bank noch fehlt, ist die Werkstückauflage.

Grundsätzlich besteht diese aus einem etwa 50-60cm langen, etwa 10cm breiten und 3-4cm starken Brett, das analog zur Bankbohle hergestellt wird.

Die genaue Position der Auflage auf der Bank und unter dem Druckarm ist wieder nur individuell durch die eigene Arbeitsposition zu ermitteln. Das gleiche gilt für ihre vordere Arbeitshöhe, hinten liegt sie grundsätzlich auf der Bank auf, oder ist nur so hoch zu lagern, das ein überstehendes Werkstück vollflächig auf der Auflage aufliegt und nicht an der Bank hakt.

In meinem Fall habe ich für vorne und hinten jeweils ein 20cm bzw 10cm langes, 6cm starkes Aststück an jedem Ende auf etwa 32mm heruntergeschnitzt, an jedem Ende der Auflage und passend dazu auch in der Bank ein 32mm-Loch gebohrt und so eine feste Auflage geschaffen. Oben auf der Auflage habe ich die 32mm-Zapfen so eingekürzt, das die Auflage eben bleibt.

Diese Auflage ist sehr stabil, aber begrenzt die Stärke der zu bearbeitenden Werkstücke. Flexibler ist die Verwendung eines Lederriemens als hintere Fixierung und eines Holzkeils mit unterschiedlichen Seitenlängen als vordere Stütze, der durch simples Umdrehen die Auflage absenkt oder erhöht. Diese Konstruktion ist jedoch weniger fest und erfordert mehr Anpressdruck. Da ich auch meinen Kindern das Arbeiten an der Bank ermöglichen wollte und nicht beabsichtige große Werkstücke zu bearbeiten, habe ich mich für die robustere Variante entschieden.



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© Joachim Werthmann